In den mittelalterlichen Städten mit ihren Stadtmauern waren in der Regel die Bewohner einzelner Stadtbezirke für die Verteidigung bestimmter Mauerabschnitte zuständig. In Flandern, Nordfrankreich und in den westlichen Teilen des deutschsprachigen Gebietes entstanden seit dem 13. Jahrhundert bürgerliche Schützengesellschaften, deren Mitglieder verpflichtet waren, sich neben der Instandhaltung des Gemäuers auch um die Unterweisung anderer Bürger im Gebrauch der Waffen zu kümmern.

Zum Ausgang des 18. Jahrhunderts waren die wichtigen Stadtverteidigungsaufgaben der Schützengilden bis zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken. Nach der Napoleonischen Ära stellte sich die Frage nach dem Stellenwert der Schützen im Zusammenhang mit der durch die preußischen Reformen verbreiterten Mobilisierung bürgerlicher Schichten bei der Landesverteidigung und nach ihrer Funktion bei der Herstellung von innerstädtischer ,Ruhe und Ordnung'.

Nach 1945/49 befanden sich die Schützenvereine gleichsam in einer Spagatsituation. Einerseits bemühten sie sich um eine Rückversicherung im 18. und 19. Jahrhundert, indem sie sich den traditionellen Festformen und der Pflege des Brauchtums erneut zuwandten. Eine Tendenz zur Historisierung der eigenen Geschichte ist unverkennbar. Andererseits kämpfen sie um die Eroberung der Zukunft. Sie stärkten ihr Profil als entpolitisierter Sportverein und arbeiteten intensiv am öffentlichen Erscheinungsbild als moderner Geselligkeits- und Eventverein. Hierdurch schufen sie die Möglichkeit, gesellschaftliche Gruppen, die bisher deutlich unterrepräsentiert waren, für ihr Vereinsleben zu interessieren. Frauen sind mittlerweile respektierte und erfolgreiche Sportschützinnen, und einige der Vereine verfügen über eine eigene Schießsportabteilungen für Menschen mit Behinderungen.